Die schöne Tote von Barfleur by Dries Maria

Die schöne Tote von Barfleur by Dries Maria

Autor:Dries, Maria [Dries, Maria]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-05-17T16:00:00+00:00


Der Reiterhof

Vierter Tag

Philippe Lagarde hatte geduscht und trank seinen Milchkaffee. Er nahm einen schwarzen Anzug aus dem Schrank und legte ihn auf das Bett, daneben ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Heute um zehn Uhr fand auf dem alten Friedhof von Saint-Vaast die Beerdigung von Maryline Leblanc statt. Überraschend schnell waren ihre sterblichen Überreste von der Rechtsmedizin freigegeben worden.

Das Telefon klingelte, und er rannte die Stufen hinab in das Erdgeschoss.

»Philippe Lagarde am Apparat, bonjour.«

»Bonjour, Lagarde, hier spricht Frank Lanoux.«

Frank Lanoux war der Polizeipräsident von Cherbourg. Der Kommissar war gleichzeitig überrascht und alarmiert. Was wollte er von ihm? Hatte es mit Ludovic zu tun? War ihm etwas zugestoßen?

»Sie wundern sich sicher, warum ich Sie anrufe?«

»Ich nehme an, ich werde es gleich erfahren.«

»Es geht um Folgendes, Lagarde: Ludovic Cleroc hatte gestern Abend einen Autounfall, auf der Nationalstraße zwischen Cherbourg und Barfleur. Ein Reh ist ihm ins Auto gelaufen.«

»Ist er verletzt?«

»Ja, aber er hatte Glück, obwohl der Aufprall schrecklich gewesen sein muss. Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten war er angeschnallt, und der Airbag hat sich aktiviert. Deshalb hat er nur eine leichte Gehirnerschütterung. Er hat sich das rechte Bein und ein Handgelenk gebrochen und ist nachts noch operiert worden. Jetzt liegt er auf der Intensivstation und schläft.«

»Ludovic wollte zu mir, gestern Abend. Wir waren verabredet. Ich habe mir Sorgen gemacht, als er nicht kam. Zum Glück ist er nicht lebensgefährlich verletzt worden.«

»Nein. Er wird es überstehen. In ein paar Wochen ist er wieder fit.«

»Darüber bin ich sehr erleichtert. Danke, dass Sie mich informiert haben. Ich werde ihn im Krankenhaus besuchen, Monsieur Lanoux.«

»Machen Sie das. Er wird sich darüber freuen. Es gibt jedoch noch einen Grund, warum ich Sie anrufe, Lagarde.«

Der Kommissar ahnte, was nun kam.

»Der Ausfall von Cleroc hat mich in eine schwierige Lage gebracht. Wir haben einen Personalengpass. Eine Kollegin ist im Mutterschutz, ein Kollege macht eine Kur, ein weiterer trampt durch Argentinien und ist nicht zu erreichen. Ich habe Verstärkung aus Paris angefordert, das kann jedoch einige Tage dauern.«

»Das heißt, sie haben derzeit niemanden, der die Ermittlungen weiterführt.«

»Genau so ist es. Eine furchtbare Situation, Lagarde. Es ist gegenüber der besorgten Bevölkerung nicht vermittelbar, wenn Ermittlungen in einem Mordfall zum Stillstand kommen. Die Presse wird über uns herfallen und uns als unfähig darstellen.«

»Außerdem zählt bei einem Gewaltverbrechen jede Stunde«, ergänzte der Kommissar. »Je weiter eine Tat zurückliegt, desto schwieriger wird die Aufklärung. Zeugen erinnern sich nicht mehr, Spuren werden verwischt und gehen verloren.«

»Sie sagen es, Lagarde. Die Menschen würden das Vertrauen in die Polizei verlieren. Deshalb meine Bitte. Führen Sie die Ermittlungen weiter, bis Ersatz eingetroffen ist.«

»Dieses Ansinnen ist ein wenig ungewöhnlich und entspricht nicht ganz den Polizeivorschriften, wenn ich es einmal vorsichtig ausdrücken darf.«

»Ja, Lagarde, aber was soll ich machen? Ich weiß, dass Sie im Untersuchungsgefängnis bei Leblanc waren und dass Sie sich mit Cleroc über den Fall ausgetauscht haben. Das heißt, sie sind schon involviert. Der Fall ist kein Neuland für Sie. Sie können sofort loslegen.«

»Das ist richtig. Es liegen einige Erkenntnisse vor, die höchst interessant sind und bearbeitet werden müssen.



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